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PayPal vor Gericht: Influencer erheben Betrugsvorwürfe wegen Honey-Coupon-Tool

by dr
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Die amerikanische Tech-Firma PayPal sieht sich mit einer Sammelklage konfrontiert, in der sie beschuldigt wird, Influencern und anderen Online-Inhalteanbietern massive Provisionen vorzuenthalten. Im Zentrum der Vorwürfe steht das kostenlose Browser-Plugin „Honey“, das PayPal 2020 für 4 Milliarden US-Dollar übernommen hat. Auf den ersten Blick fungiert Honey als simpler Online-Gutschein-Finder, doch mehrere große Creator gehen nun gerichtlich gegen PayPal vor und behaupten, das Unternehmen habe mithilfe von Honey systematisch ihre Affiliate-Marketing-Erlöse abgefangen.

 

Hintergrund: Honey und das Affiliate-Geschäft

Was ist Honey?

Honey ist eine Browser-Erweiterung, die Nutzer beim Online-Shopping automatisch nach Gutschein-Codes durchsucht, um Rabatte zu ermöglichen. Die Anwendung wirbt damit, „jedem Einkauf im Netz“ den passenden Promo-Code hinzuzufügen. Honey zählt laut Einträgen im Chrome Web Store rund 17 Millionen Nutzer.

Affiliate-Marketing und Provisionen

Viele Influencer und YouTuber finanzieren sich über Affiliate-Marketing: Sie empfehlen Produkte und erhalten bei erfolgreichem Kauf eine Provision. Dieses Modell ist für Marken wie auch für Influencer attraktiv, da nur bei realisierten Verkäufen Kosten entstehen.

Vorwürfe gegen PayPal

Angebliche „abgefangene Provisionen“

In einer von fünf Content-Ersteller-Firmen eingebrachten Sammelklage wird PayPal beschuldigt, mithilfe von Honey die Affiliate-Links der Influencer zu überschreiben. Sobald jemand über einen Influencer-Link ein Produkt kaufen will und Honey währenddessen aktiviert, soll PayPal die Provision „umleiten“. Die Influencer gehen leer aus, während das börsennotierte Unternehmen mit einem Marktwert von rund 87 Milliarden US-Dollar den Gewinn verbuche.

Honey Gold und vermeintlicher „Tausch“

Neben Rabatten und Gutscheincodes bietet Honey das sogenannte „Honey Gold“, ein Punktesystem, bei dem Verbraucher nach Einkäufen PayPal-Rewards in Form kleiner Beträge (z. B. umgerechnet wenige Dollar-Cents) erhalten. Laut Klage verwendet PayPal diese Methode teilweise, um sich Provisionen in Höhe von bis zu 35 US-Dollar pro Bestellung zu sichern, während die Käufer selbst nur eine minimalen Gutschrift erhalten. Aus Sicht der Influencer handle es sich dabei um „unlautere Bereicherung“, da das Geld eigentlich ihnen zustehen würde.

Bekannte Influencer schlagen Alarm

Marques Brownlee und andere YouTube-Stars

Tech-Influencer Marques Brownlee, der auf YouTube fast 20 Millionen Follower verzeichnet, äußerte sich öffentlich zu den Vorwürfen. Er appellierte an seine Zuschauer, Honey zu deinstallieren und Freunde zu warnen. Auch der berühmte YouTuber MrBeast war in Werbevideos für Honey zu sehen. Laut der Sammelklage könnte fast jeder hochrangige Creator, der Affiliate-Links nutzt, betroffen sein.

Inhalte der Sammelklage

Angeführt wird die Klage von fünf Unternehmen, die Content für YouTube und andere Plattformen bereitstellen. Darunter sind Kanäle wie Wendover Productions (4,7 Millionen Abonnenten) oder die Musikerin und Künstlerin Ali Spagnola (2,25 Millionen Abonnenten). Weitere sind The Charismatic Voice, Clearvision Media und Gear Live Media. Die Kläger fordern Schadensersatz in unbestimmter Höhe sowie ein gerichtliches Verbot für PayPal, Provisionen auf diese Weise umzuleiten.

Stellungnahme und Reaktion von PayPal

PayPals Sichtweise

PayPal bestritt die Vorwürfe und verwies auf „Branchenregeln und Praktiken“. In einer kurzen Erklärung betonte das Unternehmen, Honey sei kostenlos und spare Millionen von Kunden Geld. Zu Einzelheiten der Klage äußerte man sich nicht.

Drohende Vertrauenskrise für E-Commerce?

Josh Sanford, Anwalt auf Seiten der Kläger, verweist auf eine potenzielle Vertrauenskrise im Online-Shopping: Wenn Plattformen wie PayPal Affiliate-Modelle untergraben, schwäche das den E-Commerce insgesamt. Händler, Käufer und vor allem Influencer könnten das Vertrauen in solche Transaktionen verlieren.

Konsequenzen für Influencer-Marketing

Verunsicherung in der Branche

Das Affiliate-Geschäft gilt als wichtiger Einkommenszweig für Creator. Das nun publik gewordene Verfahren könnte viele Influencer und Unternehmen zu einer Neubewertung der Integration von Browser-Erweiterungen wie Honey zwingen. Manche Influencer prüfen möglicherweise, ob sie nachträglich Provisionen geltend machen können.

Zukünftige Regulierung?

Sollte das Gericht zugunsten der Kläger entscheiden, könnte das Urteil eine breite Wirkung entfalten. Denkbar wäre eine Regulierung von Browser-Erweiterungen, die Affiliate-Links überschreiben oder Rabattsysteme manipulieren. Auch Transparenzpflichten im Umgang mit Provisionen könnten in den Fokus rücken.

Wie geht es weiter?

Sammelklage mit Aussicht auf Erweiterung

Die Kläger möchten dem Verfahren Klassenstatus verleihen, damit sich tausende weiterer Betroffener anschließen können. Damit ließen sich eventuelle Schadenersatzzahlungen vervielfachen.

Aussage von Marques Brownlee

Der Tech-Influencer Marques Brownlee empfiehlt Nutzern ausdrücklich, Honey zu entfernen und keine Angebote dieses Tools zu nutzen. Er sieht die Gefahr, dass Influencer, aber auch Verbraucher, systematisch benachteiligt werden.

Fazit

Die Vorwürfe gegen PayPal und dessen Browser-Plugin Honey legen einen schweren Konflikt zwischen Affiliate-Marketing und Coupon-Technologien offen. Influencer behaupten, PayPal entziehe ihnen unrechtmäßig Provisionen, während sich das Unternehmen selbst verteidigt und auf etablierte Branchenpraktiken verweist. Das Ergebnis des Verfahrens wird weitreichende Folgen für die gesamte Branche haben. Sollte PayPal die Klage verlieren, könnte das Vertrauen in scheinbar harmlose Erweiterungen stark beschädigt werden – und die Rolle von Rabattsystemen im E-Commerce neu verhandelt werden. Bis dahin bleibt vielen Influencern nur die Warnung an ihre Follower, Honey vom Browser zu entfernen.

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