70 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung: Warum ein RAM-Test wichtig ist Der Arbeitsspeicher (RAM) ist ein zentraler Bestandteil jedes Computers – egal ob Desktop, Notebook oder Server. Wird der RAM beschädigt oder liegt ein Fehler vor, äußert sich das oft auf unangenehme Weise: Der Rechner friert plötzlich ein, er zeigt Blue Screens of Death (BSOD) unter Windows oder Kernel Panics unter Linux. Auch Software-Abstürze ohne klare Ursache können ein Indiz für fehlerhaften RAM sein.Vor allem bei Serversystemen – etwa einem Fileserver – kann ein defekter Arbeitsspeicher zum echten Risiko werden. Denn ein RAM-Fehler kann dafür sorgen, dass Daten bei Lese- oder Schreibvorgängen verändert werden, ohne dass dies sofort bemerkt wird. Datenbanktabellen könnten inkonsistent oder korrumpiert werden, Backups unvollständig bleiben. Deshalb empfiehlt es sich, insbesondere im professionellen Umfeld in regelmäßigen Abständen einen RAM Test durchzuführen, um Speicherfehler frühzeitig zu entdecken.Doch wie geht man am besten vor, um den Arbeitsspeicher auf Herz und Nieren zu überprüfen? Eine bewährte Methode ist die Verwendung von Memtest86+, einer kostenfreien und Open Source-Software, die über einen bootfähigen USB-Stick ausgeführt wird. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Ihren RAM mittels „RAM Test“ gründlich checken können – inklusive der nötigen Hardware und Software. 2. Was wird benötigt? Um einen ordentlichen RAM Test zu machen, benötigen Sie in der Regel zwei Hauptkomponenten:Einen USB-Stick mit genügend Speicherplatz (meist genügen schon 1 bis 2 GB, da Memtest86+ sehr kompakt ist). Achten Sie allerdings darauf, dass der Stick formatiert wird und alle Daten darauf verloren gehen.Die passende Software. Wir empfehlen hier Memtest86+, da dieses Tool:Komplett kostenfrei istEine aktiv gepflegte, Open-Source-Variante darstelltSeit vielen Jahren verlässlich Fehler im RAM aufdecktAlternativ existiert auch Memtest86 (ohne Plus), doch diese Version ist geschlossen und in Teilen kostenpflichtig, wenn man gewisse Features nutzen möchte. Memtest86+ hingegen deckt alle Basisfunktionen ab, die man für einen gründlichen „RAM Test“ benötigt.Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, das Tool Rufus einzusetzen, falls man den Memtest86+-Stick nicht direkt mit dem Hersteller-eigenen Installer erstellen möchte. Rufus ist ein kleines, kostenloses Programm, um bootfähige USB-Sticks aus ISO- oder anderen Image-Dateien zu generieren.Zusammengefasst:USB-Stick (1–2 GB oder größer, Daten werden gelöscht)Memtest86+ als DownloadEventuell Rufus oder den Memtest86+-InstallerWer im professionellen Umfeld – z.B. bei einem Fileserver – RAM-Tests durchführen möchte, plant oft eine Wartungszeit, in der der Server heruntergefahren wird, um von diesem USB-Stick zu booten. Im Heimbereich ist das Ganze recht einfach: Man schließt den USB-Stick an, bootet von ihm und lässt den Rechner über Nacht testen. 3. Memtest86+ herunterladen Die aktuelle Version von Memtest86+ finden Sie auf der offiziellen Projekt-Website oder bei manchen Linux-Distributionen in den Repositories. Achten Sie darauf, Memtest86+ zu wählen, nicht Memtest86 ohne Plus, wenn Sie die vollständig kostenfreie und quelloffene Variante bevorzugen.Auf der Projektseite gibt es üblicherweise mehrere Download-Optionen, darunter:Auto-Installer für USB: Ein Tool, das automatisch einen USB-Stick vorbereitet.ISO-Datei: Falls Sie eine ISO brennen wollen oder Rufus zur Stick-Erstellung verwenden wollen.Binär-Archive: Für Experten, die es manuell integrieren.Die einfachste Methode: Installer für USB-Sticks (oft „USB Auto-Installer“ genannt). Damit entfällt der Zwischenschritt, den Stick manuell zu formatieren; das Programm erledigt das. Wer lieber manuell arbeitet oder Rufus verwenden möchte, lädt die ISO-Variante herunter.Achten Sie darauf, dass die heruntergeladene Version aktuell ist (Stand 2025). Memtest86+ ging 2022 in eine neue Release, die UEFI-Support und höhere Kompatibilität mit DDR5 usw. liefert. 4. Einen Bootstick anfertigen (Installer oder Rufus) 4.1. Vorgehen mit dem Memtest86+-InstallerUSB-Stick anschließen. Achten Sie darauf, dass keine wichtigen Daten darauf sind.Installer.exe (oder ähnlich benannt) doppelklicken.Es öffnet sich ein kleines Fenster, in dem Sie den USB-Stick auswählen können.Mit Klick auf „Install“ oder „Write“ wird das Programm Memtest86+ auf den Stick geschrieben, inklusive Bootloader.Sobald der Vorgang abgeschlossen ist, können Sie das Fenster schließen. Ihr USB-Stick ist nun bootfähig.4.2. Vorgehen mit Rufus (falls ISO genutzt)Wer lieber Rufus einsetzen möchte (z.B. weil man Rufus bereits kennt oder andere Tools damit erstellt hat), kann wie folgt vorgehen:Rufus von der offiziellen Website herunterladen und starten (keine Installation nötig).Unter „Laufwerk“ wählen Sie den gewünschten USB-Stick.Unter „Boot-Auswahl“ bzw. „Boot selection“ klicken Sie „Auswahl“ und wählen die ISO-Datei von Memtest86+ aus.In den meisten Fällen erkennt Rufus automatisch, dass es sich um ein reines BIOS/UEFI-Tool handelt. Lassen Sie am besten die Standardeinstellungen (MBR partition scheme, BIOS oder UEFI).Drücken Sie auf „Start“. Es erscheint eine Warnung, dass der Stick formatiert wird. Bestätigen Sie.Warten, bis Rufus fertig ist. Danach ist der USB-Stick einsatzbereit.In beiden Fällen – ob Installer.exe oder Rufus – erhalten Sie am Ende einen bootfähigen Stick, der Memtest86+ starten kann. Sie müssen den Stick nur noch in Ihrem Zielrechner booten. 5. Rechner neu starten und USB-Stick auswählen Damit Ihr PC oder Server vom neu erstellten „RAM Test“-Stick bootet, müssen Sie entweder ins Boot-Menü gehen oder im BIOS/UEFI die Bootreihenfolge anpassen. Im Folgenden eine kurze Übersicht:Neustart Ihres Rechners.Sobald das erste Logo/BIOS-Screen erscheint, drücken Sie meist eine bestimmte Taste, z.B. F12, F8, Del (Entf) oder F2 – je nach Hersteller. Eine liste mit gängigen Tasten nach Hersteller findest du hier.Wählen Sie in dem Boot-Menü den USB-Stick aus (er kann als „USB HDD“, „Removable Device“ o.ä. gelistet sein).Drücken Sie Enter. Der Rechner lädt nun vom USB-Stick statt von der Festplatte.Hinweis: In manchen Fällen muss man Secure Boot im UEFI deaktivieren, wenn Memtest86+ nicht signiert ist oder der PC den Stick sonst verweigert. Meist ist das aber nicht nötig, sofern Memtest86+ ab Version 5.31.0 oder höher genutzt wird (die UEFI unterstützt). Falls das System dennoch nicht vom Stick startet, prüfen Sie:Hat der USB-Stick ein UEFI-kompatibles Layout (Rufus-Einstellungen)?Ist Secure Boot aktiv und blockiert?Wird der Stick überhaupt vom BIOS erkannt? 6. Den Test durchlaufen lassen Nach dem Booten vom Stick startet Memtest86+ automatisch oder präsentiert ein Menü. Im klassischen Modus läuft das Programm ohne große Konfiguration an und beginnt, die verfügbaren RAM-Bänke zu analysieren. Auf dem Bildschirm erscheint eine blaue oder schwarze Oberfläche mit diversen Angaben:CPU-Informationen (Takt, Kern-Anzahl)RAM-Größe (MB oder GB) und TaktfrequenzPass Nummer (welcher Testdurchlauf)Fehlercounter pro TestZuerst führt Memtest86+ verschiedene Testmuster aus – von Bit-Flip-Checks über Random-Daten bis hin zu Moving Inversions. All das soll sicherstellen, dass jede Speicherzelle einmalig oder mehrfach angesprochen wird.Während des Tests ist Ihr System in einem quasi DOS- bzw. UEFI-Modus. Es gibt in der Regel keine Maussteuerung, nur Tastatur. Sie können den Test jederzeit mit ESC oder C (bei manchen Versionen) abbrechen, sollten aber idealerweise warten, bis ein Durchlauf fertig ist. 7. Wie lange muss ein RAM Test laufen? Hier ein besonders wichtiger Aspekt: Dauer. Jeder Durchlauf (Pass) nimmt eine gewisse Zeit in Anspruch, abhängig von Ihrer RAM-Größe. Bei 8 GB RAM kann ein einzelner Pass vielleicht 20–30 Minuten dauern, bei 64 GB oder 128 GB kann es deutlich länger werden.1 Pass: Meist werden Fehler, falls vorhanden, bereits früh entdeckt. Aber er deckt nur die Basics ab.3 Passes: Häufig empfohlene Richtlinie, um wirklich sicher zu sein, dass selbst sporadische Fehler auftreten.24-Stunden-Langzeittest: In extrem kritischen Umgebungen (Server) lassen manche Administratoren den Test über Nacht oder sogar ein ganzes Wochenende laufen.Die Faustregel: Mindestens 3 Passes. Zwar tauchen hartnäckige Fehler oft schon beim ersten Pass auf, doch um sporadische oder thermisch bedingte Fehler einzugrenzen, ist es sicherer, mehrfache Durchläufe abzuwarten. Wenn nach 3 kompletten Durchläufen keinerlei Fehler angezeigt werden, kann man in den meisten Fällen davon ausgehen, dass der Arbeitsspeicher intakt ist. 8. Memtest86 vs. Memtest86+: Unsere Empfehlung Memtest86 (ohne Plus)Ursprünglich das klassische Tool von Chris Brady, später von PassMark übernommen.Hat eine kommerzielle Version, die einige Features freischaltet.Ist nicht immer 100%ig Open Source.Manche neueren Versionen unterstützen Secure Boot-Signaturen, was gut für UEFI-Systeme ist, erfordern teils Lizenzen.Memtest86+ (mit Plus)Eine Fork, die 2004 entstand, als die Originalentwicklung stagnierte.Komplett kostenfrei und Open Source (GPL).Ab Version 6.x re-aktiv gepflegt, mit UEFI-Unterstützung und 64-Bit-Testverfahren.Bietet aus unserer Sicht alle notwendigen Testfunktionen.Unser Fazit: Wer Wert auf eine freie, uneingeschränkt nutzbare Lösung legt, sollte auf Memtest86+ setzen. Wer hingegen vor allem eine signierte, Secure-Boot-kompatible Variante ohne manuelle Deaktivierung wünscht, könnte Memtest86 (ohne Plus) in Betracht ziehen, muss aber ggf. Einschränkungen akzeptieren oder eine kommerzielle Lizenz erwerben. 9. Alternative: RAM Test mit OCCT unter Windows Neben klassischen Boot-Tools wie Memtest86+ gibt es auch eine Möglichkeit, den Arbeitsspeicher direkt unter Windows zu prüfen: OCCT. Dieses Tool (kurz für „OverClock Checking Tool“) bietet verschiedene Testmodule für CPU, GPU, Netzteil und eben auch RAM. Allerdings sollte man bedenken:Beschränkte Aussagekraft: Da Windows während des Tests aktiv ist, bleibt ein Teil des Speichers für Windows reserviert und wird nicht von OCCT getestet. Der Test kann also nicht den gesamten RAM vollumfänglich prüfen.Abhängigkeit vom Betriebssystem: Wenn der RAM-Fehler so gravierend ist, dass Windows nicht mehr startet oder ständig abstürzt, kann man logischerweise OCCT gar nicht ausführen. Fehler im unteren Speicherbereich könnten schon bei Bootvorgang zu einem Absturz führen.Performanz: Da das Betriebssystem und andere Hintergrundprozesse parallel laufen, hat OCCT keine exklusive Kontrolle über den Speicher. Das Resultat ist, dass bestimmte Instabilitäten ggf. nicht reproduziert werden können.Kurzum, OCCT kann eine erste Diagnose sein, um RAM-Fehler zu entdecken, solange Windows noch halbwegs stabil läuft. Für tiefergehende Tests mit maximaler Zuverlässigkeit ist jedoch das eigenständige Booten von Memtest86+ (ohne ein laufendes Betriebssystem) unverzichtbar. Gerade im Ernstfall, wenn man bereits vermutet, dass der Speicher zu Abstürzen führt, kommt man um die „Offline“-Prüfung nicht herum.Fazit: OCCT ist ein nettes Feature, um neben CPU und GPU auch RAM grob zu stressen, aber unsere klare Empfehlung für einen umfassenden, betriebssystemunabhängigen „RAM Test“ bleibt Memtest86+. 10. Häufige Fragen und Tipps Was, wenn Memtest Fehler findet?Sobald Memtest86+ einen Fehler anzeigt, sollte man überprüfen, welche RAM-Riegel installiert sind. Man kann testweise Riegel einzeln betreiben, um herauszufinden, welcher physische Baustein defekt ist. Oft zeigt Memtest86+ an, in welchem Adressbereich der Fehler auftritt. So kann man gezielt Riegel tauschen oder den Slot wechseln.Kann man im laufenden Betrieb prüfen?Unter Windows gibt es zwar das „Windows-Speicherdiagnoseprogramm“ (Mdsched.exe), doch auch dieses erfordert einen Neustart. Ein reiner Online-RAM-Test ohne Neustart ist sehr eingeschränkt und selten zuverlässig.Überhitzung und XMP-ProfilWer Overclocking oder XMP-Profile verwendet, sollte im BIOS vor dem Test alle Werte auf Standard setzen. Ein extrem aggressives XMP kann den Arbeitsspeicher an seine Grenzen treiben. Ggf. ist das Problem gar kein echter Defekt, sondern instabile Overclock-Einstellungen.RAM-SlotsPrüfen Sie, ob die RAM-Module in den richtigen Slots sitzen (Dual-Channel-Layout) und ob Staub oder Beschädigungen an den Kontakten vorliegen. Manchmal lösen sich Probleme allein durch Reinigen und korrektes Einstecken.Abbrechen vs. WartenWenn der Test in Pass 1 schon massive Fehler meldet, ist es oft klar, dass der RAM defekt ist. Ein Abbrechen ist dann legitim. Andererseits kann es sporadische Fehler geben, bei denen nur in Pass 2 oder 3 ein Problem auftaucht.DateikorruptionIn kritischen Umgebungen (z.B. Fileserver, Datenbankserver) kann es ratsam sein, nach einem entdeckten RAM-Fehler die jüngsten Datensicherungen genauer zu prüfen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bereits korrupte Schreibvorgänge stattgefunden haben. 11. Kurzes Fazit: RAM Test als wichtiger Baustein der Systempflege Ein RAM-Test mit Memtest86+ ist relativ leicht durchzuführen und kann schwerwiegende Probleme ersparen. Gerade wenn man aus scheinbar unerklärlichen Gründen Blue Screens, Freeze-Situationen oder Programmabstürze erlebt, lohnt sich das Booten von einem entsprechenden USB-Stick. Denn wenn sich herausstellt, dass ein RAM-Riegel defekt ist, lässt sich dieses Teil unkompliziert austauschen – und das System läuft wieder stabil.In Unternehmen mit Fileservern, Datenbanken und Virtualisierungslösungen hat ein fehlerhafter Arbeitsspeicher potenziell verheerende Auswirkungen auf Datenintegrität und Produktivität. Regelmäßiges Testen – vielleicht zweimal im Jahr, bei großen Updates oder bei Hinzufügen neuer Speicherriegel – kann hier als Prophylaxe dienen.Unser Tipp: Wer sich nicht sicher ist, ob Memtest86+ oder Memtest86 die richtige Wahl ist, sollte auf Memtest86+ (Open Source, gratis) setzen. Mit dem praktischen Installer oder über Rufus ist der erstellte Stick in wenigen Minuten fertig. Anschließend müssen Sie nur noch 3 Passes durchlaufen lassen, um ein hohes Maß an Sicherheit zu erhalten, dass Ihr Arbeitsspeicher in Ordnung ist. 12. Link zu unserem YouTube-Video Wenn Sie nun die einzelnen Schritte des „RAM Tests“ in einer visuellen Anleitung sehen möchten, empfehlen wir Ihnen unser YouTube-Video zu diesem Thema. Hier zeigen wir ganz konkret, wie Sie den USB-Stick erstellen, im BIOS auf den Stick umschalten und den Test starten. Schauen Sie gerne rein! Vorheriger Beitrag Netflix erhöht Preise erneut: Ist Inflation das Problem, oder sinkt auch die Serienqualität? Nächster Beitrag Rufus Boot Stick erstellen: Ein umfassender Leitfaden für Windows und Linux You may also like Impfen durch Mückenstiche: Fortschritt oder Irrweg der Medizin? Dezember 2, 2024 Hinterlasse einen Kommentar Cancel Reply Save my name, email, and website in this browser for the next time I comment.