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Gefälschte Steuerbescheide: So erkennen Sie Betrug und schützen sich

by dr
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In jüngster Zeit häufen sich Fälle, in denen Bürger vermeintliche Steuerbescheide erhalten, die sie zur schnellen Nachzahlung von Einkommensteuer auffordern. Was auf den ersten Blick nach einem seriösen Schreiben des Finanzamts aussieht, kann sich als perfider Betrug entpuppen. Kriminelle versuchen damit, Geld von ahnungslosen Empfängern zu ergaunern. Besonders brisant: Die Fälschungen kommen nicht nur per E-Mail, sondern auch auf dem Postweg – was vielen Menschen zunächst glaubhaft erscheint.

Bereits seit Ende letzten Jahres melden mehrere Bundesländer – darunter Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen, Thüringen und Brandenburg – konkrete Fälle, in denen gefälschte Steuerbescheide mit Zahlungsaufforderungen verschickt wurden. Betroffen sind sowohl Privatpersonen als auch Firmen, die überrascht sind, ein Schreiben zu erhalten, das nicht vom ihrem normalen Finanzamt zu stammen scheint.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie diese betrügerischen Steuerbescheide aufgebaut sind, welche typischen Warnsignale es gibt und wie Sie sich vor finanziellen Schäden schützen können. Außerdem geben wir Ihnen konkrete Tipps, was zu tun ist, wenn Sie ein verdächtiges Schreiben erhalten haben und sichergehen wollen, dass kein Betrug dahintersteckt.

Aktuelle Lage: Fälle in mehreren Bundesländern gemeldet

Das Finanzministerium Thüringen gab bereits im Oktober 2024 bekannt, dass in einigen Regionen gefälschte Steuerbescheide aufgetaucht sind. Schnell zeigte sich, dass dieses Phänomen keineswegs auf ein Bundesland beschränkt ist. Inzwischen warnen diverse Landesbehörden, zum Beispiel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen, vor diesen Betrugsversuchen. Seit Januar 2025 äußerte zudem das Finanzministerium Brandenburg mit einer eigenen Warnung, dass dort ähnliche Fälle bekannt geworden sind.

In all diesen Fällen tritt ein ähnliches Muster auf:

  • Die Absenderbezeichnung klingt offiziell, so etwas wie „Finanzbehörden der Bundesrepublik Deutschland“. Eine solche Bezeichnung existiert jedoch in Wirklichkeit nicht.
  • Die Schreiben enthalten echte Namen und korrekte Privatadressen der Empfänger, was den Eindruck seriöser Herkunft verstärken soll.
  • Steuernummern oder Steueridentifikationsnummern werden jedoch erfunden – bei genauer Prüfung passen sie nicht zum Empfänger.
  • Aufforderung zu einer Nachzahlung mit kurzer Frist (z.B. binnen einer Woche).
  • Eine Bankverbindung, die nicht dem üblichen Konto der zuständigen Finanzkasse entspricht.

Oft reagierten Betroffene skeptisch und kontaktierten ihr lokales Finanzamt. Dabei stellte sich heraus, dass keinerlei tatsächliche Forderung vorliegt. Wer allerdings die Frist drängt und das Geld ohne Prüfung überweist, erleidet möglichen finanziellen Schaden.

Wie arbeiten die Betrüger?

Glaubwürdige Aufmachung

Die Betrüger investieren offenbar Zeit und Mühe, um ihre Schreiben so echt wie möglich erscheinen zu lassen. Das Design ähnelt amtlichen Briefköpfen, das Layout mag an bekannte Vorlagen erinnern. Auch Rechtsbehelfsbelehrungen oder ein Stempel können angedeutet sein. Jedoch fallen Details wie Schriftart oder Nummerierung bei näherem Hinsehen auf.

Zusammenspiel von echten Daten und falschen Steuernummern

Während Name und Adresse korrekt sind – vermutlich aus Adressdatenbanken oder gekauften Datensätzen –, erweisen sich Steuernummern als erfundene Kombinationen. Für Laien kann das nicht sofort ersichtlich sein. Auch angegebene Telefonnummern sind oft frei erfunden oder führen zu automatischen Ansagen.

Zeitdruck aufbauen

Ein zentrales Merkmal betrügerischer Forderungen ist das Erzeugen von Dringlichkeit. In den gefälschten Bescheiden wird oft eine sehr kurze Zahlungsfrist (5–7 Tage) gesetzt, sodass der Empfänger unter Stress gerät und womöglich weniger Zeit für eine kritische Prüfung aufbringt.

Warnsignale und typische Merkmale

Wer unsicher ist, ob ein Steuerbescheid echt ist, sollte folgende Punkte prüfen:

  1. Absender: Heißt es im Briefkopf tatsächlich „Finanzamt [Name der Stadt/Region]“ oder steht dort etwas Vages wie „Finanzbehörden der BRD“?
  2. Steuernummer/Steuer-ID: Vergleichen Sie diese mit denen in Ihren bisherigen echten Bescheiden. Stimmen sie überein? Bei gefälschten Bescheiden sind oft Nummern unpassend.
  3. Kontoverbindung: Ein offizielles Finanzamt nutzt ein Konto beim Landesfinanzamt bzw. einer staatlichen Kasse. Eine private IBAN, z.B. in einem fremden Land, ist sehr verdächtig.
  4. Rechtsbehelfsbelehrung: Fehlt diese Belehrung oder ist sie fehlerhaft, spricht das gegen ein echtes Schreiben.
  5. Telefonnummer und Internetadresse: Stimmen diese mit den offiziellen Kontakten Ihres bekannten Finanzamts überein?

Besonders sinnvoll ist, einen neuen Steuerbescheid mit alten Schreiben zu vergleichen und zu schauen, ob das Format, die Anschrift und die Steuernummern identisch sind. Stellt man Abweichungen fest, ist Vorsicht geboten.

Gefahr für Betroffene

Finanzielle Verluste

Der offensichtlichste Schaden entsteht, wenn man ohne Prüfung den geforderten Betrag überweist. Die Betrüger hinterlegen zumeist ein Konto, das schnell geräumt wird und die Spur der Zahlung verschwindet. Rückbuchungen sind schwierig oder gar unmöglich. Man zahlt also Geld, das man praktisch nicht zurückerhält.

Datendiebstahl

In manchen Fällen wird nicht nur Geld verlangt, sondern auch persönliche Steuerdaten eingefordert, etwa Kopien von Dokumenten. Solche Informationen öffnen Türen für Identitätsmissbrauch oder weitere Betrugsdelikte.

Verunsicherung und Zeitaufwand

Auch wenn man den Betrug rechtzeitig erkennt, entsteht Aufwand: Rücksprache mit dem Finanzamt, Recherchen, mögliche Polizeianzeigen. Das kostet Zeit und Energie, die man besser in andere Angelegenheiten investieren würde.

Handlungsanleitung bei Erhalt eines verdächtigen Bescheids

  • Keine voreilige Zahlung: Überweisen Sie nicht sofort das Geld. Ein seriöses Finanzamt setzt in der Regel nicht so kurze Fristen ohne vorherige Kommunikation.
  • Prüfen der Daten: Gleichen Sie Steuernummer, Absender, Bankverbindung und Formulierungen mit Ihren vorliegenden Bescheiden ab.
  • Kontakt zum Finanzamt: Wenn Unsicherheit besteht, rufen Sie bei Ihrem bekannten, örtlichen Finanzamt an oder schreiben Sie eine E-Mail. Geben Sie an, welche Forderung bei Ihnen einging.
  • Keine Daten an Unbekannte geben: Geben Sie nicht vorschnell persönliche Steuerdaten oder Bankdaten preis, wenn Sie die Echtheit des Schreibens nicht verifizieren können.
  • Polizei informieren: Stellt sich das Ganze als Fälschung heraus, erstatten Sie Anzeige. Derartige Delikte sind Betrugsversuche und sollten gemeldet werden, damit weitere Betroffene gewarnt werden können.

Vorteil von digitaler Steuerkommunikation (ELSTER)

Einige Finanzministerien verweisen in diesem Kontext auf den elektronischen Weg über Mein ELSTER. Hier werden Steuerbescheide digital bereitgestellt, und Nutzer werden per E-Mail informiert, wenn ein neuer Bescheid abrufbar ist. Der physische Postweg entfällt, was Fälschungen erheblich erschwert.

Zusätzlich kann man in „Mein ELSTER“ Prüfsummen oder Authentifizierungen nachvollziehen, sodass man sicher ist, dass ein Dokument tatsächlich vom Finanzamt stammt. Allerdings setzt dies eine gewisse technische Affinität voraus; nicht jeder Bürger nutzt Online-Finanzverwaltungsdienste. Für jene jedoch, die sich an ELSTER gewöhnt haben, bietet die digitale Übermittlung einen wirksamen Schutz vor gefälschten Briefen.

Rückblick auf aktuelle Fälle

Die jetzt gemeldeten Fälle in Ländern wie Sachsen, Bremen, Brandenburg oder Thüringen zeigen, dass Betrüger sich offensichtlich vernetzen oder zumindest ähnliche Vorlagen verwenden. In jedem Fall zielt man auf die Gutgläubigkeit der Bevölkerung. Dass nun auch postalische Schreiben verschickt werden, ist neu; bislang konzentrierten sich Betrüger in Steuerkontexten häufig auf E-Mail-Phishing.

  • Thüringen (Oktober 2024): Erstes vermehrtes Auftreten.
  • Sachsen, Sachsen-Anhalt, Bremen: Mehrfach Berichte über falsche Nachzahlungsforderungen.
  • Brandenburg (Januar 2025): Finanzministerium warnt explizit und nennt konkrete Beispiele.

Auch die Vorgehensweise wiederholt sich: Man will innerhalb weniger Tage einen vier- oder fünfstelligen Betrag auf ein Konto in der EU (häufig IBAN beginnend mit ungewöhnlichen Länderkennungen) überwiesen haben.

Was tun, wenn Betrug bestätigt ist?

  • Nicht zahlen bzw. Zahlung rückgängig machen (falls möglich).
  • Finanzamt informieren: Geben Sie dem Amt eine Kopie des Schreibens, damit es weitere Fälle erkennen kann.
  • Polizei einschalten: Erstatten Sie Anzeige wegen Betrugs. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass Sie Ihr Geld zurückbekommen (sofern bereits überwiesen), helfen Sie mit, dass die Täter möglicherweise gefasst werden.
  • Warnen Sie Freunde und Familie: Betrüger arbeiten oft großflächig, also kann es sein, dass z.B. Ihre Eltern oder Bekannten ähnliche Schreiben erhalten.

Abschließende Tipps

  • Seien Sie misstrauisch bei plötzlich auftauchenden hohen Forderungen.
  • Stimmen Name, Anschrift und alle IDs? Ein kurzer Cross-Check kann viele Fälschungen entlarven.
  • Vorhandene Dokumente konsultieren: Wer bisherige Steuerbescheide oder bekannte Kontodaten hat, sollte sie heranziehen, um Unstimmigkeiten zu finden.
  • ELSTER nutzen: Die elektronische Zustellung via Mein ELSTER reduziert das Risiko gefälschter Post erheblich.
  • Im Zweifelsfall: Kontakt aufnehmen: Lieber einmal mehr beim Finanzamt nachfragen als leichtfertig Beträge überweisen.

Fazit: Wachsamkeit schützt vor gefälschten Steuerbescheiden

Die jüngsten Fälle zeigen, wie raffiniert Betrüger vorgehen und dass sogar offizieller Briefverkehr kopiert wird, um glaubwürdige Zahlungsaufforderungen zu inszenieren. Vorsicht vor gefälschten Steuerbescheiden mit Zahlungsaufforderungen ist daher dringend geboten. Mit ein wenig Sorgfalt, Prüfung der Steuernummern und Kontakt zum zuständigen Finanzamt lassen sich solche Fälschungen meist zügig enttarnen.

Wer so einem Betrugsversuch zum Opfer fällt, sollte schnelle Gegenmaßnahmen ergreifen – z.B. Zahlung rückgängig machen und Anzeige erstatten. Ebenso hilft es, im persönlichen Umfeld darauf aufmerksam zu machen, denn gerade Menschen, die wenig Erfahrung mit digitalen oder betrügerischen Methoden haben, sind gefährdet, eine scheinbar amtliche Forderung als selbstverständlich zu akzeptieren.

Kurzum: Ein genauer Blick auf den Inhalt, die Absenderangaben und die Kontoverbindung vermeidet teure Fehler. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl: Wenn etwas unplausibel erscheint, klären Sie es lieber ab – Ihr echtes Finanzamt wird Sie nicht dafür bestrafen, dass Sie nachfragen.

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