16 Immer wieder hört man die Behauptung, dass Hunde – vor allem größere Rassen – sehr viel Platz zu Hause benötigen. Doch wie viel ist „sehr viel“? Genügt eine 50-qm-Wohnung einem Schäferhund oder ist das schon fast Tierquälerei? In diesem Artikel möchte ich meine persönliche Meinung zu diesem kontroversen Thema teilen. Ich selbst halte derzeit drei große Hunde (zwei Weiße Schäferhunde und einen Malinois) in einer Wohnung und empfinde das als absolut angemessen, wenn man die richtigen Faktoren beachtet. Meine persönliche Erfahrung: 1–2 qm pro Hund Zunächst einmal ist meine ganz subjektive Einschätzung:Kleine Hunde (bis etwas Größe eines Jack Russell oder Mops) brauchen grob rund 1 qm für ihren Ruhebereich.Mittelgroße bis größere Hunde (Golden Retriever, Border Collie, Schäferhund, Malinois etc.) kommen in meinen Augen bereits mit rund 2 qm Platz aus.Das klingt für manche vielleicht minimalistisch, aber es entspricht der Realität meines Alltags: Meine Hunde beanspruchen tatsächlich nicht mehr als ein paar Quadratmeter als Schlaf- und Ruheplätze. Sie suchen sich meist ein Körbchen, eine Decke oder liegen einfach an meinem Bein. Die Frage ist also oft gar nicht, wie viel Platz der Hund selbst braucht, sondern wie viel Platz dem Menschen dann noch bleibt – und ob man sich damit wohlfühlt. Herkunft des „Platzbedarf“-Mythos Vielfach resultiert die Annahme, ein Hund brauche unendlich viel Fläche, aus einer Vermenschlichung: Wir Menschen sind in der Regel 16 Stunden am Tag beschäftigt, schlafen vielleicht 8 Stunden. Ein erwachsener Hund hingegen schläft oft 14–20 Stunden täglich. Seine aktive Phase beschränkt sich auf wenige Stunden, die er mit Spaziergängen, Training oder Spielen verbringt.In der Wohnung selbst ruht er meistens – sie sollte sein sicherer Rückzugsort sein, an dem er frisst und schläft. Aktives Training oder Herumtoben findet ohnehin draußen oder in separaten Trainingsbereichen statt. Folglich muss die Wohnung vor allem bequem und ruhig sein, nicht primär groß.Zudem ist der Hund ein Rudeltier. Er hält sich gerne dort auf, wo sein „Rudel“, also sein Mensch, ist – selbst wenn die Wohnfläche enorm wäre, würde der Hund dennoch die Nähe aufsuchen und nicht in irgendwelchen entfernten Ecken herumlungern. Dazu kommt, dass Hunde anpassungsfähig sind: Ob 50 oder 240 qm, der Hund passt sich dem Lebensstil des Besitzers an. Rechtliche Vorgaben: TierschHuV (Tierschutz-Hundeverordnung) Eine relevante Gesetzgebung ist die TierschHuV (Tierschutz-Hundeverordnung). Sie regelt u.a. die Mindestgrößen für Zwingerhaltung bzw. feste Unterbringungen:Bis 50 cm Schulterhöhe: mindestens 6 m²51–65 cm Schulterhöhe: mindestens 8 m²Über 65 cm Schulterhöhe: mindestens 10 m²Für jeden weiteren Hund im selben Zwinger: +50% der FlächeAllerdings betrifft das explizit Zwinger oder fest abgetrennte Gehege. In einer Wohnung bzw. einem Haus gelten diese Vorschriften direkt nicht. Man kann also nicht sagen: Ein Schäferhund braucht 10 m² im Wohnzimmer. Im Grunde verlangt die Verordnung, dass ein Hund, der in einem Zwinger leben muss, eine hinreichende Grundfläche hat.Indoors, sprich in der Wohnung, existiert keine gesetzliche Mindestgröße. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass ein Hund in Wohnräumen nicht rund um die Uhr isoliert ist, sondern Tag und Nacht Kontakt zum Besitzer haben kann, spazieren geht etc. Wichtig ist, dass er nicht über längere Zeit in zu kleinen Räumen allein eingesperrt wird. Fazit: Quadratmeter sind nicht alles Aus meiner Sicht ist die Frage „Wieviel Platz braucht ein Hund?“ ganz klar beantwortbar: Ein kleiner Hund kommt mit etwa 1 qm zurecht, ein großer Hund mit rund 2 qm – sofern man die Wohnung als Ruhezone betrachtet und den Hauptauslauf draußen stattfindet. Für den Hund ist die Nähe zum Menschen entscheidend, nicht die Anzahl der Quadratmeter.Gleichwohl ist zu bedenken, ob man selbst genug Raum hat, den Alltag mit dem Hund (oder mehreren Hunden) in einer kleineren Wohnsituation zu organisieren. Für manche Menschen kann es beengend sein, wenn zwei Schäferhunde und ein Malinois in einer 50-qm-Wohnung mit ihnen leben. Letztlich muss jeder für sich klären, wie weit er sich mit Hunden in beengten Verhältnissen wohlfühlt. Mein persönliches Beispiel: 3 große Hunde auf 240qm Ich selbst lebe mit 3 großen Hunden – zwei Weiße Schäferhunde und ein Malinois – auf 240 qm. Bei mir steht reichlich Platz zur Verfügung, doch unabhängig davon bleiben meine Hunde meist in unmittelbarer Nähe zu mir. Wir unternehmen täglich mehrere Spaziergänge und machen Trainings-Sessions. Drinnen nutzen sie häufig nur ein paar Quadratmeter zum Ruhen und liegen ansonsten an meinem Bein oder in ihrem Körbchen.Das eigentliche Fazit ist: Platzbedarf hängt eng mit dem Lebensstil und Tagesablauf zusammen. Ein Hund in einer 50-qm-Wohnung kann genauso zufrieden sein, wenn der Halter intensiv Zeit fürs Gassigehen und mentale Beschäftigung aufbringt und nicht 10 Stunden täglich außer Haus ist. Andersherum kann ein riesiges Haus sinnlos sein, falls der Hund kaum menschliche Interaktion bekommt. Abschließende Gedanken Jeder Hund braucht primär Liebe, Führung und Bewegung – keine unendlichen Quadratmeter an Wohnraum.Die TierschHuV stellt Mindestflächen für Zwinger fest, im Wohnbereich sind diese Regelungen nicht 1:1 anzuwenden.Man sollte ehrlich abwägen: Habe ich die Zeit und Motivation, meinen Hund auszulasten, wenn ich in einer kleineren Wohnung wohne? Kann ich mit mehreren Hunden gut umgehen, ohne dass es zu beengten Verhältnissen für uns alle wird?Lebensqualität – für Mensch und Hund – hängt eher von Alltagsstruktur, Auslauf und Bindung ab, als von Quadratmetern.Wer Zweifel hat, kann sich am besten an Hundetrainer oder Vereinskollegen wenden, die praktische Erfahrung haben, wie Hunde in Wohnungen zurechtkommen.Fazit: Ein Hund braucht nicht primär große Wohnfläche, sondern ein Rudel (Mensch) und passendes Auslastungsprogramm. Wer bereit ist, sich entsprechend zu engagieren, kann auch mit großen Hunden in kleineren Wohnungen ein harmonisches Zusammenleben verwirklichen. Disclaimer zu unseren Hunde-Artikeln Hunde und der Umgang mit ihnen sind ein ausgesprochen emotionales Thema. Jeder Hundehalter ist überzeugt, den besten Weg zu kennen und „alles besser zu wissen“ – was die Diskussion über Trainingsmethoden schnell leidenschaftlich machen kann. Ich selbst stütze mich auf langjährige Erfahrung mit Hunden unterschiedlichster Rassen und Temperamente, darunter auch anspruchsvolle „Working Line Dogs“ wie Malinois. Zusätzlich fließt mein Wissen aus der Arbeit mit namhaften Hundetrainern ein: Ivan Balabanow (TWC, mehrfacher IGP-Champion) und Bart Bellon (NePoPo) haben meinen Blick auf Training und Kommunikation mit dem Hund geprägt. Ihre Systeme und Methoden sind überaus effektiv, aber auch anspruchsvoll – und passen nicht automatisch für jeden Hund oder jede Lebenssituation. Trotz dieser Hintergründe beanspruche ich keine universelle Richtigkeit. Kein Artikel und kein Trainingstipp kann sämtliche individuellen Konstellationen abdecken. Was für den einen Hund ideal funktioniert, kann für den anderen ungeeignet sein. Meine Artikel sind als Anregung und Hinweis zu verstehen, nicht als dogmatischer Leitfaden. Sie ersetzen weder die persönliche Beratung durch professionelle Hundetrainer, noch die tierärztliche Diagnostik. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass jeder Hundehalter eigenverantwortlich abwägen muss, wie er mit seinem Tier verfährt. Gerade bei komplizierten Fällen empfiehlt sich der Rat kompetenter Fachleute vor Ort. Sollten Sie schwerwiegende gesundheitliche oder Verhaltensprobleme bei Ihrem Hund feststellen, ist ein qualifizierter Trainer oder Tierarzt heranzuziehen. Zusammengefasst: Ich teile meine Erfahrungen – unter anderem gestützt auf Balabanow und Bellon – um neuen Input zu geben. Letztlich aber kennen nur Sie Ihren Hund am besten und entscheiden selbst, welche Tipps sinnvoll sind. Vorheriger Beitrag Gebrauchte Seagate-Festplatten statt Neuware: Was steckt dahinter und wie erkennen Sie das? Nächster Beitrag ZFS: Lohnt sich Kompression und Deduplizierung? Ein Überblick über Funktionsweise und Praxiswerte Hinterlasse einen Kommentar Cancel Reply Save my name, email, and website in this browser for the next time I comment.